Was ist Carcassonne?
Nach den berühmten Festungsbauten der französischen Stadt Carcassonne ist das gleichnamige Brettspiel benannt worden. Die Spieler legen auf einem Tisch reihum Karten aneinander und bilden so Städte, Straßen und Wiesen - und je nachdem wie geschickt man seine Gefolgsleute als Bauern, Mönchen, Ritter oder Wegelagerer auf den Karten plaziert, um so mehr Punkte kann man erzielen. Das Prinzip ist einfach zu verstehen und sorgt dennoch für komplexe Situationen, in denen taktisches Geschick vonnöten ist, denn am Ende des Spieles, wenn es zur endgültigen Bewertung kommt, kann eine gut eingesetzte Karte noch die ganze bisherige Wertung über den Haufen werfen, wenn es einem Spieler gelingt z.B. eine bisher geteilte Bauernmehrheit (wenn mehrere Spieler auf einer Wiese gleich viele Bauern haben) durch den Anschluss eines dritten Bauerns an die Wiese zu kippen, so daß er die Punkte alleine bekommt.
Das Brettspiel wurde 2001 von einer unabhängigen Jury zum Spiel des Jahres erklärt, und gehört zu den Spielen der letzten Jahre die sich sehr gut verkaufen - was sicherlich auch daran liegt, daß das Spiel relativ günstig angeboten wird.
Carcassonne auf dem PC
Als ganz besonderes Extra gibt es 20 original Carcassonne-Karten - der sogenannte Fluß. Dieser wurde im Jahr 2001 auf der Spiel' 2001 in Essen kostenlos verteilt und kam nie in den Handel (wiewohl es z.B. bei eBay immer wieder Angebote gibt). Dadurch daß das Kontingent begrenzt war sind natürlich nicht alle Interessenten in den Genuß des Flusses gekommen - jetzt mit dem PC-Spiel wird er quasi en passant mitgeliefert!
Zum Spiel an sich
Man kann entweder gegen den Computer oder aber gegen menschliche Mitspieler spielen - und zwar entweder im sogenannten Hot-Seat-Modus (wo alle Spieler an einem PC sitzen und sich abwechseln), via Netzwerk oder via Internet (entweder über den Carcassonne-Server oder aber direkt über die jeweilige IP-Adresse). Die Computergegner sind in verschiedenen Stärken vorhanden, und was besonders interessant ist: Es gibt einen Editor um die Computer anzupassen, denn man kann ja auf unterschiedliche Art und Weise agieren - ein Computer der auf volles Risiko setzt spielt natürlich ganz anders als einer, dem man das Motto Sicherheit mit auf den Weg gegeben hat. Bevor man das eigentliche Spiel beginnt legt man sich noch ein eigenes Profil an und wählt sich dort z.B. eines von zehn mitgelieferten Wappen (wiewohl es ein leichtes ist, sich selber Wappen zu generieren - es handelt sich um normale 256-farbige Bitmaps, siehe auch diese Meldung des DSA-Tickers). Wenn man dann endlich dazu kommt das Spiel zu beginnen sieht man schon einen riesigen Spieltisch (*g* - im Gegensatz zum Brettspiel muß man nicht ggf. schieben...), wo schon die Startkarte liegt. Danach geht es dann reihum, jeder Spieler zieht eine Karte, legt sie an und kann dann ggf. mit einer Spielfigur eine Aktion vollziehen. Was ein wenig den Spielspaß trübt ist die Tatsache, daß die PC-Variante von Carcassonne optional alle Stellen anzeigt, wo man die Karte anlegen kann - zwar ist das nur optional, doch bei (Online-)Spielen mit mehreren Mitspielern kann man sicher sein, daß der eine oder andere diese Funktion nutzt. Wobei - das hat auch Vorteile: Wer kennt nicht die Spieler, die mit ihren Karten langwierig an jeder Stelle des Spielbretts schauen, ob die gerade gezogene Karte passt. Was meiner Meinung nach jedoch viel störender ist - auch die Restkarten kann man sich anzeigen lassen, und es werden sogar die Stellen des Brettes markiert, wo keine Karte mehr angelegt werden kann. Das unterscheidet sich ja doch schon sehr vom normalen Brettspiel. Zwar weiß man dort nach einiger Zeit auch, wie oft ungefähr eine Kartenart vorkommt, aber man kann normalerweise nicht in den verbleibenden Kartenstapel schauen (jedenfalls bei uns nicht).
Doch genug gemeckert - das Benutzer-Interface fällt sehr positiv auf:
Es gibt mehrere offene Fenster die über dem Spielbrett "schweben" (z.B. die oben erwähnte Kartenvorschau, Optionen, das Chatfenster usw.), und da kann man z.B. einstellen ob die quasi durchsichtig sind (d.h. das Spielbrett mit den Karten und Figuren scheint noch durch) oder "fest" sind - dann kann man nicht durchschauen, aber natürlich kann man diese Fenster auch bequem verschieben. Eine kleine Besonderheit ist der Spielstands-Anzeiger - denn der ist zweigeteilt. Einerseits wird der aktuelle Spielstand angezeigt, andererseits der Spielstand, wie es aussehen würde, wenn jetzt Schluß wäre. Schließlich werden einige Dinge erst am Ende ausgewertet - wie z.B. die sogenannte Bauernmehrheit auf den Wiesen. So hat man stets den Überblick über den aktuellen Spielstand, und weiß ob man sich beruhigt zurücklehnen kann, eine Aufholjagd starten oder lieber gleich resignieren sollte... A propos Spielwertung: Wer Carcassonne als Brettspiel kennt, der dürfte wissen, daß es mehrere Variationen der Wertungsregelungen gibt (gerade in Bezug auf die oben erwähnte Bauernmehrheit). Um hier niemanden vor den Kopf zu stoßen gibt es die Möglichkeit einfach die Wertungsvariante auszuwählen, die man selber bevorzugt.
Carcassonne im Internet
Was negativ am Spiel auffällt...
Ein wenig anders sieht es mit der "richtigen" Ergänzung zu Carcassonne aus, denn deren neue Spielelemente (Kathedrale, Wirtshäuser usw.) ändern bzw. erweitern das Regelwerk schon deutlich - dennoch ist es sehr schade, daß auch diese Erweiterung, die es auch schon länger gibt, in diesem Spiel nicht enthalten ist. Aber man muß auch berücksichtigen wie günstig das Spiel ist - und was haben Kinoproduzenten und Spielehersteller gemeinsam? Sie machen gerne zweite Teile, Erweiterungen usw. - das bedeutet, daß sowohl für das Brettspiel eine weitere Erweiterung geplant ist, als auch eine (erste) Erweiterung für das Computer-Spiel, in der die Brettspiel-Erweiterungen in digitaler Form enthalten sind.
Fazit
Jens Matheuszik
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